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Kabine

Heinkel Kabine 150

KABINE 150

173 cm³ / 9,2 PS Februar 1956 bis September 1956

Heinkel Kabine 153

KABINE 153

198 cm³ / 10 PS Oktober 1956 bis Juni 1958

Heinkel Kabine 154

KABINE 154

204 cm³ (>03.57-198cm³)/ 10 PS Oktober 1956 bis Juni 1958

Wissenswertes

Im März 1956 begann die Serienproduktion eines der innovativsten Kabinenroller der 60er Jahre - die Heinkel Kabine.

Zuvor hatte das Kraftfahrt-Bundesamt am 23. Februar 1956 die allgemeine Betriebserlaubnis erteilt. Die Geburtsstunde der Heinkel Kabine.

Die Entwicklung
Vorausgegangen war eine Entwicklung, die im März 1954 begann.
Inspiriert durch den Besuch des Genfer Autosalons im Frühjahr 1954, bei dem Ernst Heinkel erstmals den Kleinwagen der Firma ISO (die spätere Isetta) sah, beauftragte er seine Konstrukteure einen Kleinwagen zu entwerfen. Bereits am 17. Mai 1954 lagen die ersten Entwurfszeichnungen des Wagens vor. Seitliche Türen, 2 Sitze, Platz für Gepäck hinter den Sitzen, 200ccm Rollermotor und 8" Räder waren die ersten Eckpunkte des Lastenheftes, das sich im Laufe der Entwicklungszeit noch einige Male verändern sollte.

Der Verkaufspreis sollte zwischen 2.400,- DM und 2.500,- DM liegen und somit preislich in der Region eines Rollers mit Beiwagen angesiedelt sein.

Schon beim zweiten Entwurf im Jahr 1954 wurde konstruktiv auf die Fronttür gewechselt, um ein leichteres Einsteigen und eine bessere Aussteifung der Karosserie zu ermöglichen.

Bei vielen Versuchsfahrten, die zum Teil bis nach Italien und Norwegen gingen, wurde während der 2-jähigen Entwicklungsarbeit noch manche Kinderkrankheit ausgebessert und so die Kabine schließlich zur Serienreife gebracht.

Neben dem Standort Stuttgart Zuffenhausen (Motorenfertigung und Hauptsitz der Ernst Heinkel AG) und der Rollerfertigung in Karlsruhe, wurde in Speyer ein weiteres Werk gekauft und die Kabinenmontage kurzerhand dort etabliert. Gerade in der Anfangsphase hatte man mit enormen Anlaufschwierigkeiten zu kämpfen. Die Mitarbeiterzahl wuchs innerhalb eines Jahres von 100 auf rund 500 Mitarbeiter, die Trocknungsanlage wurde verspätet geliefert, so dass die ersten Kabinen in einem Provisorium lackiert werden mussten. Und immer wieder hat es in der Anlaufphase der Produktion Konstruktionsänderungen gegeben, die den reibungslosen Ablauf einer Fertigung behinderten.

Insgesamt wurden in den 1 1/2 Produktionsjahren im Werk Speyer rund 11.000 Kabinen gefertigt bevor die Produktion im Sommer 1958 nach Irland verlagert wurde. Nicht unerwähnt sollte bleiben, dass parallel zur irischen Produktion auch in Argentinien von 1958 bis 1961 Kabinen in Lizenz für den südamerikanischen Markt gebaut wurden bevor von Ende 1961 bis 1964 die Kabine in England unter der Bezeichnung Heinkel­Trojan leicht abgeändert weiter gebaut wurde.

Ausstattungsmerkmale der Kabine
Ausgestattet war die Kabine mit einem Faltdach und zwei seitlichen Ausstellfenstern. Der Innenraum war eher zweckmäßig gehalten. Die Einzelrücklehnen der Vordersitze waren umklappbar, um leichter in den hinteren Teil der Kabine zu gelangen (die Heinkel-Kabine war zugelassen für zwei Erwachsene und zwei Kinder). Eine Tasche an der Tür, ein kleines Gepäcknetz an der rechten Innenseite, sowie das offene Handschuhfach boten etwas Stauraum. Eine mit Kunststoff bezogene Pappe an den Seiten, ein gepolsterter Motorkasten und viele Anti-Dröhnmatten sollten Motorlärm und Dröhnen lindern.

Die Fahreigenschaften der Heinkel-Kabine galten für damalige Verhältnisse als gut. Als Vorderradfederung diente eine gezogene Schwinge mit Federbeinen und hydraulischen Stoßdämpfern. Für die Hinterradfederung war, wie beim Roller auch, die Schwinge mit einem (verstärktem) Federbein verantwortlich.

Der Kabinenmotor
Angetrieben wurde die Kabine von einem leicht modifizierten Roller-Motor. Die Übersetzung wurde geändert und ein Rückwärtsgang eingebaut. Zu Produktionsbeginn mit 175 ccm ausgestattet, wurde der Motorspäter (ab 16. Oktober 1956) auf 204 ccm aufgebohrt. Zu Beginn der Umstellung
wurde der Hubraum bewusst auf über 200 ccm gelegt, da die Kabine so steuerlich als Auto eingestuft wurde (Fahrten zur Arbeitsstätte konnten mit 50 Pfennig steuerlich geltend gemacht werden). Im Lauf der Zeit wurde der Hubraum wieder auf 198ccm verkleinert, um steuerlich in einer attraktiven Klasse zu verbleiben.

Die vier Gänge und der Rückwärtsgang (die meisten Fahrzeuge der 1950er Jahre hatten noch ein Dreigang-Getriebe) wurden über eine leicht zu bedienende Kulissenschaltung links neben dem Fahrersitz bedient. Die Schaltung wurde bis Oktober 1956 mit einer Schaltstange betätigt, dann wurde die »dröhnende« Schaltstange durch einen verstellbaren Flexiballzug ersetzt.

Produktionskosten der Kabine waren zu hoch
Die Heinkel-Kabine wurde bei Käufern trotz des hohen Preises (2.750,- DM statt der ursprünglich geplanten 2.500,- DM) immer beliebter. Große Sorgen bereiteten aber die Herstellungskosten der Heinkel Kabine. Heinkel suchte hier ständig nach Einsparungsmöglichkeiten, ohne wirklich erfolgreich zu sein. So fielen 2.275,- DM Herstellkosten bei einem Verkaufspreis von 2.750,- DM an. Zuviel, um notwendige Gewinne für weitere Entwicklungen erzielen.

Und so zogen die Verantwortlichen kurz nach Ernst Heinkel´s Tod im Jahr 1958 die notwendigen Konsequenzen und verlagerten die Produktion in das damalige Billiglohnland Irland zur Firma Dundalk Engineering. Dort wurden von Oktober 1958 bis August 1961 ca. 6.500 Kabinen gefertigt, während die Motoren aus Stuttgart zugeliefert wurden.

Parallel zur irischen Produktion wurden auch in Argentinien von 1958 bis 1961 insgesamt rund 2000 Kabinen in Lizenz für den südamerikanischen Markt gebaut.

Zu einer weiteren Verlagerung der Produktion kam es im Jahr 1961. Alle Pläne, Maschinen und Rechte wurden an die südenglische Firma Trojan verkauft. Von Ende 1961 bis 1964 (dreirädrige Fahrzeuge hatten im englischen Markt einen Steuervorteil) wurden die Kabinen unter der Bezeichnung Heinkel ­Trojan leicht abgeändert weiter gebaut. Produziert wurden in dieser Zeit etwa 6.100 Kabinen.